Anonym Surfen mit dem TOR-Browser-Bundle

IP-Filter, Bundestrojaner, Vorratsdatenspeicherung und Abmahnanwälte. Noch nie zuvor war die eigene IP und die damit verbundenen benutzerspezifischen Daten so sehr in Gefahr wie heute und obwohl die Provider Namen und Adressen eigentlich nur auf richterliche Beschlüsse herausgeben dürfen, kommt es trotzdem nicht selten vor, dass nicht befugte Personen Auskünfte nachfragen und ausgehändigt bekommen. Zudem lässt sich per IP-Verschleierung auch der vielgehasste IP-Filter mancher Webseiten umgehen, beispielsweise bei Online-TV und in Deutschland gesperrte Youtube-Videos lassen sich problemlos ansehen. Eine relativ sichere und kostenlose Methode, seine IP zu verbergen und beinahe anonym durchs Netz zu surfen, ist “The Onion Router”, der auf der Webseite www.torproject.org bereits als vorkonfiguriertes Browser-Bundle heruntergeladen werden kann.

Wie funktioniert “The Onion Router”(TOR)?

TOR ist kein reiner Anonymisierungsdienst, sondern ein echter Proxy und nutzt das namensgebende “Zwiebelprinzip”. Die vom Computer ausgehenden Pakete werden nicht direkt an die Webseite gesendet, sondern zunächst über mehrere andere im virtuellen Netzwerk angeschlossene Knotenpunkte geführt, deren Verkehr durch SSL verschlüsselt wird. Ein sogenannter “Circuit” besteht immer aus mindestens sieben Computern und nur die Exit-Node, also der Computer, der schließlich den Datenaustausch übernimmt, kennt das Ziel des Anwenders. Im Fachjargon wird eine solche Vorgehensweise auch als “End-to-End-Verschlüsselung” bezeichnet. TOR wird ausschließlich von Privatpersonen am Leben gehalten, ist Open-Source und die Geschwindigkeit ist deshalb eingeschränkt. Dafür erreicht man aber eine Sicherheit und Anonymität, die mit vielen staatlichen Verschlüsselungsmethoden gleichgesetzt werden kann.

 

Installation und Hinweise zu TOR

Das TOR-Browser-Bundle wird komplett mit Proxysoftware und vorkonfiguriertem Browser herausgegeben und muss nach dem Download nur in einen beliebigen Ordner entpackt werden. Der mitgelieferte Browser ist Firefox und wird in regelmäßigen Abständen aktualisiert. Nach dem Start erstellt TOR automatisch einen Circuit und sucht sich eine passende Exit-Node, die aus vielen Ländern der Welt stammen kann. Es ist möglich, bestimmte Länder zu blockieren, aber die Zuweisung der Exit-Node bleibt zufällig und sollte es auch bleiben, da so eine hohe Anonymität gewährleistet wird. Wer über das TOR-Browser-Bundle surft sollte dies mit Verantwortung tun, da die Exit-Nodes von Privatpersonen betrieben werden, deren Traffic begrenzt ist und sollte nicht zum alltäglichen Surfen benutzt werden, damit der Dienst noch lange bestehen kann.

Es gibt diverse Programme, die dieses Netzwerk nutzen. Zu den komfortabelsten gehört das Tor Browser Bundle.

Die Download-Datei muss nicht installiert werden, sondern lässt sich per Doppelklick direkt ausführen. Dadurch kann sie auch auf einem USB-Stick genutzt werden. Das Tor Browser Bundle umfasst eine modifizierte Firefox-Version, sodass Sie keinen installierten Browser verwenden müssen. Surfspuren werden keine abgelegt.

Sehr gut: Nicht nur die Verbindung über das Tor-Netzwerk hilft bei der Anonymisierung. Der Browser ist so optimiert, dass Webseiten viele Informationen wie installierte Plug-Ins oder Schriftarten gar nicht auslesen können. So lässt sich Ihr PC anhand dieser Daten nicht mehr identifizieren. Die Nutzung des Tor-Browser-Bundles ist komplett kostenlos.

Einziger Wermutstropfen: Die Verbindung ist durch die Umleitungen über mehrere Proxy-Server häufig etwas langsam.

Ähnlich wie Tor funktioniert JonDonym. Der Dienst ist jedoch kostenpflichtig. So stehen zu Beginn 32 Megabytes Datentransfer kostenlos bereit, danach wird die Geschwindigkeit stark gedrosselt. Bezahlt man eine monatliche Gebühr oder kauft ein Datenpaket, surft man anonym mit einer vergleichsweise guten Geschwindigkeit von oft über 1 Mbit/s.

Anonyme E-Mails

Mit Anonymouse verschicken Sie anonyme E-Mails

Die Dienste HideMyAss und Anonymouse bieten anonyme Mailfunktionen. Mit Letzterem können Sie anonym Nachrichten verschicken.

Rufen Sie diese Webseite auf und geben Sie die gewünschte Empfängeradresse, einen Betreff sowie eine Nachricht ein. Danach klicken Sie auf Anonym Senden. Um die Anonymität weiter zu erhöhen, wird die Nachricht nicht sofort verschickt, sondern irgendwann innerhalb der nächsten 24 Stunden.

HideMyAss ermöglicht den Mailempfang auf eine Fantasieadresse

Umgekehrt funktioniert HideMyAss. Mit dem Dienst lassen sich E-Mails anonym empfangen. Dies ist praktisch, wenn Sie bei einer Registrierung nicht Ihre echte Adresse angeben wollen, um sich zum Beispiel gegen Werbemails zu schützen.

So gehts: Auf der Webseite können Sie eine beliebige E-Mail-Adresse anlegen. Um eingetroffene Mails zu lesen, loggen Sie sich auf der Seite ein. HideMyAss-Mailadressen werden nach maximal 12 Monaten automatisch gelöscht.

Anonym auf dem Smartphone

OnionBrowser: nicht besonders schön anzusehen, dafür anonym surfen

Auch auf Smartphones kann mit den richtigen Apps anonym gesurft werden. So stehen sowohl für Android-Handys als auch für iOS-Geräte Apps bereit, die das Surfen über das TorProject ermöglichen. Für Android empfiehlt sich die Gratis-App Orbot, die Sie im Google Play Store finden. Nutzen Sie diese in Kombination mit dem Orweb-Browser, den Sie ebenfalls im Play Store erhalten. Die App spielt mit Orbot zusammen und ermöglicht so das anonyme Surfen.

Praktisch: Öffnen Sie Ihren Standardbrowser auf dem Handy, können Sie wie gewohnt ohne Anonymisierung surfen. Dies ergibt Sinn, wenn die Verbindung übers Tor-Netzwerk zu langsam ist. Für iOS gibts den OnionBrowser für 1 Franken. Auch er nutzt das Tor-Netzwerk. Leider läuft die App derzeit nicht ganz stabil und stürzt von Zeit zu Zeit ab.

Nie vollkommen anonym

Mit den erwähnten Diensten lässt sich zwar verhindern, dass Webseitenbetreiber Sie identifizieren und Statistiken anlegen oder Benutzer am selben Computer wissen, welche Webseiten Sie besucht haben. Eine vollkommene Anonymität bieten die Dienste jedoch nicht. Mit speziellen Mitteln und mithilfe des Internetproviders können einzelne Anwender dennoch zurückverfolgt werden. Dieser grosse Aufwand lohnt sich für Behörden jedoch nur selten.